Feuchter Leuchtturm

Veröffentlicht am 19. Februar 2024 um 05:23

Die Wellen schlagen in mein Gesicht, die Sonne ist nicht zu sehen, irgendwo hinter den tränenbehangenen Wolken muss sie aber sein. Obwohl es Tag ist, scheint die dunkle Nacht mächtiger und schwerer, ausdauernder zu werden.. Ich hoffe nicht, dass sie siegen wird, sie macht mir unglaublich viel Angst. Wer in Dunkelheit lebt, kann das Glück kaum mehr sehen.

Deshalb bin ich ja da, ich der Leuchtturm. Und einem Leuchtturm macht die Dunkelheit eigentlich nichts aus, er ist sogar froh, wenn er seine Leuchte anschalten darf und umherirrenden Schiffen zeigen kann, wohin sie bitte nicht steuern, weil sonst alles auseinanderbricht. So geht es auch mir, dem feuchten Leuchtturm. Aber ich bin ein einsamer Leuchtturm, der gar nicht mehr weiß, für wen er leuchten soll, stehe verlassen auf einer Insel. Der Wind ruft mir ganz viel Erinnerungen in den Kopf. Viel zu viel davon. Ich wusste gar nicht, dass so viel in meinem Leben passiert ist. Und trotzdem: Ich stehe nur noch da, das ausgesendete Licht ist trüb und keine Hilfe für niemanden. Meine Leuchte ist feucht, die Mechanik kaputt. Aber das kleine Reparaturboot, das früher regelmäßig nach mir schaute, kommt nicht mehr vorbei. Vielleicht findet es den Weg nicht mehr. Nimmer. Ich fürchte, es hat sich irgendwo verfahren, weil ich zwischendurch meine Leuchten  nicht richtig eingesetzt habe und die Seekarten alleine keine Hilfe waren. Jetzt hilft mir niemand mehr. Nur die Wellen schlagen in mein Gesicht und erinnern mich an die Vergangenheit. Irgendwann geht das letzte Leuchten aus; das war es dann. Der vergessene Leuchtturm fällt in sich zusammen, das Reparaturboot kann dann  auch nichts mehr tun, wenn es irgendwann mal den Weg findet oder sich zu mir verirrt. Oder sowieso Schiffbruch erlitten hat, weil es die Riffe nicht rechtzeitig erkannt hat.

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